Gildeklassiker #2 - Die Legenden von Andor
Vor kurzem haben wir es endlich geschafft - der Endgegner der fünften Legende ist besiegt und bald geht es weiter in den Norden. Beim Lesen des Begleitheftes ist mir aufgefallen, dass die Erstveröffentlichung der Legenden von Andor tatsächlich schon 14 Jahre zurückliegt. Außerdem wurde das Spiel 2013 zum Kennerspiel des Jahres gewählt. Grund genug, es in die Gildeklassiker-Reihe aufzunehmen, in der wir uns Brettspielen widmen, die vor mehr als zehn Jahren erschienen sind. Doch worum geht es bei Andor überhaupt? In dem kooperativen geht es für zwei bis vier Helden in das sagenhafte Königreich Andor. Das Land ist zahlreichen Gefahren ausgesetzt, dem sich die tapferen Helden entgegenstellen müssen. Unsere Helden besitzen unterschiedliche Fähigkeiten und können im Spielverlauf mit verschiedenen Ausrüstungsgegenständen gestärkt werden. Der Spielplan zeigt auf der einen Seite das Land Andor und auf der anderen Seite die Mine der Schildzwerge. Die Geschichten, Ereignisse und Spielziele werden über die Legendenkarten gesteuert. Die Box enthält insgesamt fünf Legenden, wobei die erste Legende die Gruppe in das Spiel einführt und nach und nach alle Spielelemente erklärt.
Der Start ins Abenteuer...
… geht Dank der Losspiel Anleitung ganz schnell von der Hand. Einige Komponenten müssen auf dem Spielplan verteilt, die Helden gewählt und die Legendenkarten bereitgelegt werden. Dann geht auch schon los. Die erste Legendenkarte wird umgedreht und katapultiert uns direkt in die Welt von Andor. Neben der Geschichte werden auf den Karten die Ziele für die jeweilige Legende erklärt.
Das Spiel hat einen Tag- und Nachtzyklus. Tagsüber führen die Spieler abwechselnd Aktionen aus. Durch jede Aktion wird der jeweilige Spielermarker auf der Stundenleiste um ein Feld vorgerückt. Nach der siebten Stunde wird der Marker auf das Sonnenaufgangsfeld zurückgesetzt. Jeder Spieler hat also sieben Aktion. Für jeweils zwei Willenspunkte können Überstunden (maximal drei) "gekauft" werden. Folgende Aktionen können die Spieler nutzen:
- Bewegen - um ein Feld auf dem Spielplan
- Kämpfen
- Prinz bewegen (wenn Prinz Thorvald im Spiel)
- Passen
Die Aktion Kämpfen kann als gemeinsame Aktion gespielt werden. Das ist im Laufe des Spiels auch immer wieder nötig, denn viele Gegner können gar nicht durch einen Helden allein besiegt werden. Kreaturen, die nicht im Kampf besiegt werden erholen sich zudem vollständig. In einigen Runden erhalten die Spieler außerdem tatkräftige Unterstützung durch Prinz Thorald, der von allen gesteuert werden kann. Es gibt auch Aktionen, die bei denen der Stundenmarker nicht vorgerückt wird:
- Nebelplättchen aktivieren
- Brunnen leeren
- Gold oder Gegenstände einsammeln, ablegen oder tauschen
- Gegenstände benutzen
- Bei einem Händler Stärkepunkte und Gegenstände kaufen
Gors und Skrale schlagen zurück
Nachdem die Helden alle Aktionen ausgeführt haben beginnt die Nachtphase. Alles was in der Nachtphase passiert kann man auf dem Sonnenaufgangsfeld sehen. Zuerst wird eine Ereigniskarte gezogen und abgehandelt. Anschließend bewegen sich die Gors, Skrale, Trolle und Wardraks immer entlang der Pfeile auf die Burg zu. Die Kreaturen überspringen dabei Felder, die bereits durch Kreaturen besetzt sind. Zuletzt werden die Brunnen aufgefrischt und der Erzähler wird um ein Feld auf der Legendenleiste weitergezogen. Dadurch werden verschiedene Ereignisse ausgelöst - in den meisten Fällen schreitet die Geschichte fort. Es wird also eine neue Storykarte gelesen.
Der lange gemeinsame Weg
Die Legenden von Andor war eines der ersten Spiele, dass mit einem Tutorial startet und somit der Spielerunde das initiale Wälzen der Anleitung erspart. Nach dem Aufbau kann wirklich direkt losgespielt werden. Dank der tollen Illustrationen und der stimmigen Geschichte entsteht ein immersives Spielgefühl - genau das Richtige für einen kalten, dunklen Winterabend am heimeligen Spieltisch mit der Familie. Runtergebrochen auf die Mechanik kann man Andor am ehesten als taktisches Puzzlespiel bezeichnen. Für Vielspieler mag der geskriptete Spielablauf inzwischen etwas altbacken wirken, aber die verschiedenen Legenden bieten jede Menge Abwechselung und spielen sich alle unterschiedlich.
Trotz des einfachen Einstiegs darf man sich nicht darauf einstellen, die einzelnen Legenden direkt beim ersten Mal zu schaffen, denn der Schwierigkeitsgrad ist durchaus hoch. Ohne Genaue Absprachen ist es unmöglich die Legendenziele zu erreichen - das Spiel zwingt zur Zusammenarbeit. Sobald man bei einer Legende scheitert (was zum Spiel gehört), nimmt man genug taktische Erfahrungen mit, um die Ziele beim nächsten Mal zu erreichen. Es kommt eben nicht immer "nur" darauf an, alle Gegner zu beseitigen und gerade das ist die gemeinsame Spielerfahrung, die Andor ausmacht.
In der Schachtel steckt sehr viel Spiel aber erwartungsgemäß sinkt der Wiederspielwert, nachdem alle Legenden durchgespielt sind. Dann heißt es selber kreativ werden. In der ursprünglichen Box wurde die sechste Legende als Satz von leeren Legendenkarten ausgeliefert, damit die Spieler Ihre eigene Legende erschaffen. Dazu hat der Autor auf der Webseite zum Spiel einen Developer Guide bereitgestellt. Wer aber keine Lust hat, sich kreativ zu betätigen kann direkt mit dem zweiten Teil die Reise in den Norden durchstarten. Unterm Strich ist Die Legenden von Andor ein schönes immersives Familienspiel auf gehobenem Level, dass erstaunlich gut gealtert ist.
Wir haben "Die Legenden von Andor" selbst gekauft. Auf unsere Bewertung hat das keinen Einfluss.
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