Dorfromantik - Das Brettspiel


Spiele aus der digitalen Welt auf ein analoges Brett zu pressen klappt nicht immer gut. Da es sich aber bei Dorfromantik aber weder um einen 3D-Shooter noch um Echtzeit Strategie sondern um ein digitales Solo-Puzzle handelt, war die Adaptierung der Spielmechanik vermutlich weit weniger aufwändig wie bei anderen Spielen. Entstanden ist ein Plättchenlegespiel, das die Spielrunde kooperativ in eine dörfliche Idylle entführt. Dabei ist das Prinzip denkbar einfach: Mit den reihum gezogenen Landschaftsplättchen entsteht nach und nach ein zusammenhängendes Gebiet aus Wäldern, Getreidefeldern und Dörfern. Natürlich gibt es ein paar Regeln, wie die Plättchen angelegt werden dürfen. Und dann gibt es auch Aufträge, die erfüllt werden müssen. Wie das im Einzelnen funktioniert, wollen wir uns nun etwas genauer ansehen.

Die Welt in sechs Ecken

Nur selten kann man ein Brettspiel direkt beginnen indem man das Material aus der Schachtel nimmt. Vorausgesetzt die Anlegeregeln sitzen kann die Runde sofort gestartet werden. Das Spiel beginnt mit einem leeren Spielfeld. Auftrags- und Landschaftsplättchen werden zusammen mit den Auftragsmarkern verdeckt und für alle gut erreichbar bereitgelegt. Was gern vergessen wird: drei Landschaftsplättchen wandern ungesehen zurück in die Schachtel. Jederzeit im Spiel müssen genau drei aktive Auftragsplättchen ausliegen. Das bedeutet auch, dass die ersten drei Plättchen, die gezogen werden vom Auftragsstapel sind. Auf ein aufgedecktes Auftragsplättchen wird direkt ein Auftragsmarker der entsprechenden Landschaftsart gelegt. Dieser gibt an, wie groß die Landschaft (Wald, Getreide oder Dorf) bzw. wie lang der Fluss oder die Eisenbahnstrecke sein muss. Ist die genaue Größe oder Länge erreicht, wird der Auftragsmarker als erledigt abgelegt und ein neues Auftragsplättchen wird gezogen.

Alle Plättchen müssen immer eine zusammenhängende Fläche bilden. Beim Anlegen gibt es darüber hinaus nur zwei weitere Regeln:

  1. Kanten von Fluss- und Gleisplättchen müssen passend fortgesetzt werden
  2. Kanten von Wald-, Getreide- und Dorfplättchen müssen nicht passend angelegt werden

Sobald alle Landschaftsplättchen angelegt sind endet das Spiel sofort. Jetzt beginnt die Wertung. Punkte gibt es für erfüllte Aufträge, abgeschlossene Landschaftsgebiete mit einer Fahne (zu Beginn gibt es drei Landschaftsplättchen mit Fahne) sowie das längste Gleis und den längsten Fluß. Die Punkte werden auf dem Wertungsblatt eingetragen und anschließend zusammengerechnet.

Eine weite Reise

Jede Wertung wird dann auf das Kampagnenblatt übertragen, sofern eine höhere Punktzahl als in den letzten Partien erreicht wurde geht es voran. Zugegeben habe ich nach der ersten Runde erstmal ungläubig auf das Kampagnenblatt gestarrt, hatte ich doch ganze 58 Punkte erreicht. Das ist in der ersten Runde kein Problem, aber wenn man weiterkommen möchte ist in einer der nächsten Runden eine Punktezahl von 100+ gefordert.

Aber natürlich wird die Gruppe mit jeder Runde besser. Wo am Anfang die Plättchen noch etwas unsicher und vor allem unüberlegt platziert werden, geht das nach den ersten Runden schnell und gezielt von der Hand, so dass am Ende der jeweiligen Runde genügend Punkte winken um in der Kampagne voranzuschreiten.

Und das lohnt sich: es warten fünf prall gefüllte Boxen mit neuem Material, erweiterten Regeln und natürlich noch mehr Herausforderungen. Da wird schnell der spielerische Ehrgeiz geweckt und der Spieleabend dann entsprechend verlängert.

Meditative Flucht auf's Land

Zugegeben, Dorfromantik hat erst spät den Weg in mein Regal gefunden. Das liegt zum einen daran, dass ich mal abgesehen von Carcassone nicht der größte Fan von Plättchenlegespielen bin. Auf der anderen Seite fand ich das Design abseits der Farben wahrscheinlich etwas zu unaufgeregt. Nach den ersten Runden merkte man dann aber schnell, dass es genau diese Unaufgeregtheit ist, die einen großen Teil des Charmes von Dorfromantik ausmacht. Es ist ein kooperatives Spiel, bei dem man in der Gruppe so richtig abschalten kann. Das geht am besten zu zweit oder zu dritt, aber auch solo funktioniert das Spiel wie sein digitaler Zwilling hervorragend. Dadurch, dass jeder Spieler sein Plättchen am Ende selbst auslegt, gibt es zwar Absprachen am Tisch, aber das Alpha-Spieler-Problem, das viele kooperative Spiele mit sich bringen, wird auf ein Minimum reduziert. Die neuen Materialien, die sich in den fünf Boxen verbergen, wecken genug Ehrgeiz, dass man das Spiel einfach immer wieder auf den Tisch bringen möchte, um in der Kampagne voranzukommen. Die grafische Umsetzung orientiert sich stark an der digitalen Vorlage. Material und Anleitung sind wie bei den meisten Spielen aus dem Pegasus Verlag auf hohem Niveau.

Auf den Punkt gebracht: kooperativ, schnell verstanden, flott gespielt - und das mit der ganzen Familie. Da würde es mich jetzt ganz stark wundern, wenn ich mit Dorfromantik nicht das nächste Spiel des Jahres in den Händen halte. Den Preis hätte es auf jeden Fall verdient!

Oder nicht? Was meint ihr zu Dorfromatik? Schreibt es uns gerne unten in die Kommentare!

Spieleranzahl: 1-6 | Alter: 8+ | Spieldauer: 30-60 Minuten | Erscheinungsjahr: 2022
Autor: Lukas Zach und Michael Palm | Illustration: Paul Riebe | Verlag: PEGASUS SPIELE Verlags- und Medienvertriebsgesellschaft mbH
Weitere Informationen: pegasus.de/15245/dorfromantik-das-brettspiel

  • 104 sechseckige Landschaftsplättchen
  • 33 Auftragsmarker
  • 5 Herzen aus Holz
  • 1 Plättchen
  • 1 Standfuß
  • 1 Wertungsblock
  • 1 Kampagnenblock
  • 5 Boxen mit geheimen Inhalten zum Freispielen
  • 1 Anleitung

Plätschernde Flüsse, rauschende Wälder, sich im Wind wiegende Weizenfelder und hier und da ein schnuckeliges, kleines Örtchen - das ist Dorfromantik! Das Videospiel des kleinen Entwicklerstudios Toukana Interactive begeistert seit dem Early Access im März 2021 die Gaming Community und heimste schon allerlei namhafte Preise ein. Nun verwandeln Michael Palm und Lukas Zach das populäre Aufbaustrategie- und Puzzlespiel in ein Familienspiel für Groß und Klein mit Dorfromantik - Das Brettspiel.

In Dorfromantik - Das Brettspiel legen bis zu sechs Spielende gemeinsam sechseckige Plättchen zu einer wunderschönen Landschaft zusammen und versuchen dabei, die Aufträge der Bevölkerung zu er-füllen, zugleich ein möglichst langes Gleis und einen möglichst langen Fluss zu legen, aber auch die Fahnen zu berücksichtigen, die in abgeschlossenen Arealen für Punkte sorgen. Je besser dies den Spielenden gelingt, umso mehr Punkte können sie am Schluss erreichen. Im Verlauf der wiederspielbaren Kampagne können mit den erzielten Punkten neue Plättchen freigespielt werden, die sich in zunächst verschlossenen Schachteln verbergen. Diese stellen den Spielenden neue, zusätzliche Aufgaben und ermöglichen es, den Highscore immer weiter nach oben zu schrauben.

kooperativ Plättchenlegespiel Landwirtschaft Analoge Spiele
04.05.2023 - user://Stefan

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